Ohne Titel,1997/1999

Farbflächen

Markus Baldegger reflektiert in seiner Arbeit die Entwicklung der Malereigeschichte und die Veränderung der Wahrnehmung. Wesentlicher Ausgangspunkt ist ihm dabei die Befreiung der Farbe von aller Symbolik und Metaphysik. Vor diesem Hintergrund beobachtet er den Umgang mit Farbe bei verschiedenen Künstlern sowohl der Vergangenheit wie der Gegenwart sehr genau, und er untersucht sie auf ihre Qualität hin, Licht ins Bild zu bringen – im Wissen, daß sich der Blick auf die Kunstgeschichte mit der Wahrnehmung ständig ändert und daß sich daraus auch für die heutige Malerei bedeutende Konsequenzen ergeben. Nie zuvor scheint die potentielle Freiheit für das Medium Malerei so groß gewesen zu sein.

Die Frage nach den Möglichkeiten der Malerei heute löst eine große Unruhe aus. Das mag mit ein Grund dafür sein, warum wir bei Markus Baldegger kaum abgeschlossene Werkgruppen unterscheiden können und statt dessen in ein offenes Feld der Beschäftigung mit Malerei stoßen, in dem sich die Akzente gegenüber der radikal-analytischen Malerei der sechziger und siebziger Jahre verschoben haben: weg von einer kunstimmanenten Beschäftigung mit Malerei und hin zu einer wahrnehmungsorientierten Auseinandersetzung.
Lange Jahre war in der Malerei die Auseinandersetzung mit den bildnerischen Mitteln bestimmend und führte zu einer immer abstrakteren, philosophisch-analytischen Betrachtungsweise. Markus Baldegger kehrt nun diesen Prozeß um, indem er von den einmal bestimmten elementaren Grundlagen der Malerei ausgeht, und in diesem Medium eine neue Entgrenzung sucht. Die Bewegung geht dabei in zwei Richtungen: nach innen zu immer feineren Differenzierungen und nach außen in Richtung einer den Raum und damit auch den Betrachter umfassenden Ausstrahlung. Daß die Bilder zuweilen riesige Formate annehmen können, für spezifische Raumsituationen geschaffen oder auch in besonderen räumlichen Situationen präsentiert werden können, ist Teil dieses künstlerischen Konzeptes. Daß die Bilder damit in unsere Lebenswelt eingreifen, gehört mit zu dieser sehr offenen Auffassung von Malerei.
(Stephan Kunz, Aargauer Kunsthaus, Aarau, 1999)